Ich war ja erschüttert, wie sich die Leute über meinen #HIREaMATCH-Hashtag erzürnen konnten. Und das an Frohnleichnam. Leute…
Aber gut, gehen wir drauf ein und da dies eine Gruppe für Solo*preneure* ist, kann ich dem einen oder anderen *preneur* vielleicht sogar noch die Augen öffnen. 🙂
(Es stimmt übrigens, man kann „hire“ tatsächlich mit „mieten“ und „match“ mit „Streichholz“ übersetzen. Wusste ich vorher nicht. Bin mir aber nicht sicher, ob die Zweideutigkeit für unsere Öffentlichkeitsarbeit ein Nachteil wäre 😉 )
Dann sind sie gleich wieder über Rechtschreibung hergefallen. „name“ auf der Facebookseite facebook.com/humanoidjourney sei kleingeschrieben. Und sinngemäß: Der Text lese sich, als wüssten wir noch gar nicht, was wir eigentlich machen wollen…. Exakt!
Und da liegt der Irrglaube!
Ich bemühe mal Steve Blank „Startups sind *keine* kleinen Versionen großer Unternehmen. Unternehmen *führen ein gut bekanntes Geschäftsmodell* aus. Startups *suchen* eines“ (Quelle: 4 Step To The Epiphany, oder hier: https://www.youtube.com/watch?v=Hf8Aa2TpcMQ).
Diese Suche gestaltet sich bei der Lean-Startup-Methode in sogenannten Iterationen: Bauen, Messen, Lernen.
Letztes Jahr hieß unsere Valueproposition
„Gründe Dein Unternehmen im Browser“ (die Smoketests dazu hier www.fivetwenty.de/humanoid und hier www.fivetwenty.de/hmnd,
dann „Aufgaben eingeben, zusammenstöpseln und erledigen lassen“,
dann ließen wir das „Zusammenstöpseln“, waren bei „Aufgaben eingeben und erledigen lassen“ und entwickelten unseren Prototpyen (siehe Video unten),
jetzt bildet sich (nach vielen Kundeninterviews) etwas der Art „Mit Humanoid geben wir dir einen persönlichen Zugang zu unserem eigenen handverlesenen Freelancernetzwerk – die Suche kannst du dir sparen.“
Jede dieser Iterationen hatte ein Konversationsrate zur Folge. Und wir konnten sie fast stetig steigern und waren teilweise bei über 10%. Ziel ist etwas über 25%.
Zurück zum Thema: Es ist deshalb naiv zu glauben, als *preneur* müsse man bereits genau wissen, was man anbieten will und man dürfe sich keine Rechtschreibfehlerwegen der Seriösität erlauben.
Das ist betriebswirtschaftlich verkehrt: Im Gegenteil: Wir hauen die Dinge so raus. In unserer Software (man sieht den roten Balken auf dem Bild unten) steht dick und fett: PROTOTYP – BETATEST. Und sie ist noch nichteinmal responsive! Und dennoch: Wir haben bereits wunderbare Konversionsraten.
Aber warum geht das? Das ist alles wider allem, was man über Gründertum weiß? Deshalb: Weil ihr noch denkt, als würdet ihr einen Obstladen in Buxtehude eröffnen. da stimmt das: Das Geschäftsmodell ist bekannt und die Kunden sind etwa 1000 Einwohner. Also bloß das Image nicht versauen.
Wir sind aber im Internet. Longtail. Skalierbarkeit. Und wir wollen echte skalierende Geschäftsmodelle mit millionen Kunden. Da verprellen wir die ersten Hundert, dann die zweiten und fünften Hundert und dann, haben wir gelernt, was die nächsten millionen Kunden wirklich wollen, bis „der Markt das Produkt aus dem Startup *zieht*“ (Mark Andreessen, Gründer Netscape, in meinem absoluten Lieblingsartikel: The only thing that matters, https://pmarchive.com/guide_to_startups_part4.html).
Und so geht das: Fast to Market. Release early, release often.
Noch ein PS: Wer jetzt noch glaubt, dass genau das in dem Fall nicht passiert ist, weil ja schließlich die Leute eher ablehnend reagierten, dem kann ich diesen Zahn auch direkt ziehen: Die Zahlen bei der Zielgruppe sagen etwas anderes und die sind ausschlaggebend. Andersherum wird ein Schuh draus: In Facebookgruppen werden Value Propositions und Gründer fast immer zerrissen. Letztens haben die Jungs von Chimpify mal ihr Nutzenversprechen gepostet: „Die All-in-One Marketing-Plattform für Solopreneure, Selbständige und kleine Unternehmen“. Die Reaktionen waren „All-in-one behauptet ja jeder“, „noch eine Marketingplattform“ etc. pp. Nur war denen nicht klar, dass Chimpify genau mit dieser UVP längst geschafft hatte, was dort so lapidar noch angezweifelt wurde: Ein Geschäftsmodell zu finden.